Wer in der heutigen Zeit wettbewerbsfähig bleiben will, muss nicht nur in den digitalen Netzwerken präsent sein, sondern sollte auch deren Veränderung verfolgen und die wechselnden Profilanforderungen erkennen.

Nur: Wer hat im geschäftigen Business-Alltag Zeit, sich regelmässig eingehend mit den Neuerungen der vielfältigen Plattformen auseinanderzusetzen und dann auch noch ständig seine Profile und die Social-Media-Strategie anzupassen …

Bei Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Pinterest ist es völlig ok, ein persönliches Profil anzulegen, um die Plattformen zu beobachten. Braucht man ein Profil nicht mehr, ist es durchaus legitim, sich von der Plattform zurückzuziehen und das Profil zu löschen.

Aber Vorsicht bei den Business-Netzwerken wie Xing und LinkedIn: Sich in einem Business-Netzwerk zu etablieren, sich zu vernetzen und präsent zu sein, hat oftmals Jahre gebraucht.

Manche Personen eröffnen aus Angst etwas zu verpassen auf jeder neuen Plattform ein Profil. Sie beobachten zwar, veröffentlicht aber oder nur wenig oder sogar keinen Content. Auf diese Situation angesprochen, erhalte ich meistens die Antwort, man müsse ja überall präsent sein, es fehle aber die Zeit, um alle Plattformen zu bespielen. Als ein weiterer Grund für schlafende Profile wird das Bedürfnis seiner Besitzer:in nach Digital Detox, also der Ruhe vor der digitalen Welt, angegeben. Wenn Digital Detox nicht bewusst geplant und umgesetzt wird, besteht das Risiko, Sichtbarkeit zu verlieren und diese anschliessend mit grossem Einsatz wieder neu aufbauen zu müssen. 

Plattformen verändern sich

Drehen wir die Zeit ein paar Jahre zurück: (Einige Beispiele)

  • Xing und LinkedIn bieten ihren Mitgliedern die Möglichkeit, digital sichtbar zu werden. Die Profile sind sozusagen digitale Visitenkarten, durch die man von anderen Personen gefunden werden und sich mit ihnen vernetzen kann.
  • Instagram wird vor allem von Privatpersonen und Solopreneuren genutzt, die Bilder und lustige Videos machen und teilen.
  • TikTok ist unter den Teenagern sehr beliebt, hier steht ebenfalls der Spass und die Unterhaltung im Vordergrund.

Heute sieht alles ganz anders aus:

  • LinkedIn und Xing haben sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt und bedienen heute ganz andere Bedürfnisse. Während sich Xing als Karrierenetzwerk im D-A-CH versteht und sich stark auf die Bedürfnisse von KMU im Bezug auf die Arbeitsmarktentwicklung, Stellensuchenden und und den gegenseitigen Austausch fokussiert hat, hat sich LinkedIn als Internationale Content- und Marketing-Plattform etabliert. Die Neuausrichtung dieser beiden Business-Netzwerke bedeutet zwingend, dass wir unsere Profile überarbeiten und unsere Inhalte auf die jeweilige Plattform zuschneiden. Auch wenn wir uns bewusst entscheiden, dass eine der Plattformen im Moment nicht mehr ganz zu unserer persönlichen Strategie passt, sollten wir uns trotzdem die Zeit nehmen, die Profile stets ajour zu halten und auf Vernetzungsanfragen oder Nachrichten zeitnah zu reagieren. So bleiben wir am Ball, um bei kommende Veränderungen frühzeitig reagieren zu können.
  • Instagram hat sich in den letzten Jahren zur hochwertigen Content-Marketing-Plattform entwickelt und wird aktuell von Firmen aller Grössen zur Kundenbindung und zum Vorstellen ihrer Angebote und Produkte genutzt.
  • TikTok ist momentan dabei, sich im selben Segment wir Instagram zu positionieren. Die Zielgruppe wird zunehmend älter (innerhalb eines Jahres von bis 25 Jahre auf 35 Jahre) und die veröffentlichten Inhalte immer professioneller. Bereits jetzt werden Lehrstellen oder Praktikumsplätze auf dieser Plattform angeboten.

Nicht schon wieder eine neue Plattform …

Etwas ist sicher: Die digitalen Plattformen werden sich kontinuierlich verändern, sich neu positionieren und es werden neue Plattformen dazukommen. Dieser Tatsache müssen wir strategisch begegnen, sonst sind wir überfordert und ziehen uns im schlimmsten Fall von digitalen Plattformen zurück, die für uns in Zukunft wertvoll sein könnten.

Wer halbwüchsige Kinder zu Hause hat, bekommt sehr schnell mit, was der Markt Neues zu bieten hat und kann sich frühzeitig mit den Neuerungen auseinandersetzen. Sie haben ihre Marktbeobachtung sozusagen outgesourcet.

Was aber machen all diejenigen, die diese Möglichkeit nicht haben? Sie können Personen, die für sie und ihr Business interessant sind, folgen und beobachten, welchen Profilen diese wiederum folgen und welche Inhalte sie veröffentlichen.

In diesem Zusammenhang ist es essentiell, dass wir offen für Neues bleiben und uns nicht aus Angst vor Überforderung der Situation verschliessen. 

Umgehen mit der digitalen Überforderung

Als Erstes müssen wir herausfinden, was uns überfordert. Sind es die vielen verschiedenen Plattformen und die Aussagen unserer Geschäftspartner, Kunden, Bekannten oder Freunde, dass wir unbedingt da und dort das und jenes machen, oder beenden müssten, wenn wir Erfolg haben wollten? Oder ist es die Zeit, die wir dafür aufbringen müssten, um uns in die Neuerungen einzuarbeiten, unsere Marketing-Strategie und Positionierung zu aktualisieren oder grundlegend zu überarbeiten und unseren Content entsprechend anzupassen?

Setzen Sie Prioritäten:

  • Sie müssen nicht rund um die Uhr digital aktiv sein. Dreissig bis vierzig Minuten im Tag (das mag erst mal nach viel klingen) reichen, um sich in den Business-Netzwerken zu informieren, zu reagieren und eigenen Content zu posten.
  • Blocken Sie sich jeweils fünfzehn Minuten pro Tag, um am Handy Ihren Feed anzusehen und Beiträge Ihrer Kontakte zu liken und zu kommentieren. Das geht wunderbar auf dem Sofa zu einer Tasse Kaffee oder Tee oder im Zug auf dem Weg zum nächsten Termin.
  • Für das Posten Ihres eigenen Contents nehmen Sie sich täglich zwanzig Minuten Zeit und arbeiten vom PC oder Laptop aus. Das Posten von Inhalten am PC sollten Sie als Teil Ihrer täglichen Arbeit als Unternehmerin verstehen.
  • Wenn Sie nicht wissen, was Sie posten sollen, setzen Sie täglich zusätzlich fünfzehn Minuten Ihrer Zeit bewusst dafür ein, zu recherchieren und sich von den Beiträgen und Artikeln Ihres Netzwerkes inspirieren zu lassen. Fragen Sie sich Folgendes: Sind die Inhalte, die Sie früher auf dieser Plattform veröffentlicht haben, für Ihre Kontakte noch relevant?
  • Scheuen Sie sich nicht, sich diesbezüglich Hilfe zu holen. Ein Blick von Aussen kann Wunder wirken und neue Impulse geben.

Denn eines ist sicher: Die digitalen Netzwerke bleiben ein bedeutender Teil unseres Lebens und es wäre schade, die Chancen, die damit verbunden sind, nicht zu nutzen. 

Ihre/Eure Petra Rohner